22/05/15 MARKT 1 & 2





Wie auch in Kambodscha haben mich schon in Thailand die lokalen Märkte fasziniert. Rückblickend fällt mir auf, dass tatsächlich jeder einzelne Markt seinen ganz eigenwilligen, besonderen Charakter hat, mit dem er sich von all den anderen absetzt, die ein paar Straßen, ein paar Blöcke weiter vor sich hinbrodeln als hätten sie ein Eigenleben. Scheinen sie auf den ersten Blick noch alle gleich zu sein - eine fast klassische Kombination aus kaltem Neonlicht, überladenen Theken und dahinter fast untergehenden Thais, Unmengen von Gerichten oder Zutaten oder was sonst verkauft wird, verschmutzt verzierten Wänden und schmalen, feuchten Gängen - so bemerkt man doch nach etwas längerem Umherstreifen, dass auf jedem Markt eine andere Atmosphäre herrscht: Manche sind fröhlich und laut, bunt und freundlich, manche nass und drückend und stickig. Manche sind eng und bedrängend, manche hell und weitläufig. Der eine ist lebendig, überfüllt und wild, der andere ausgestorben und einsam. Auf dem einen sind die Verkäufer schläfrig und mürb, stieren stoisch vor sich hin, auf dem anderen schnattern sie ganz aufgeweckt, man arbeitet und lacht gemeinsam. Hier ist es warm, dort ist es kühl. Mal riecht es frisch, mal riecht es ranzig. Und das alles in unterschiedlichsten Variationen, die alle, jede für sich, eine ganz eigene Stimmung kreieren und mich immer wieder in eine andere Gemütslage versetzt haben.

Die beiden Märkte auf den Aufnahmen waren nur wenige Minuten Fußmarsch voneinander entfernt und dennoch so unterschiedlich. Auf dem Oberen wurde munter gehandelt und verkauft, jeder ging eifrig in seiner Beschäftigung auf und schien sich des wilden Treibens zu erfreuen. Der Untere war miefig und bedrückend, verlassen lag die nahezu menschenleere Halle da, es zog einen förmlich heraus, zurück auf die Straße, weg von dieser bitteren, erstickenden Einsamkeit.



21/05/15 DEALING WITH BEAUTY

Für die Thailänderinnen, vor allem die jüngeren, scheint Schönheit eine große Rolle zu spielen. Größer sogar, als ich es vielleicht erwartet hätte - von einem anderen Kulturkreis, so weit entfernt vom unsrigen; immerhin liegen 8.600 km zwischen Thailand und meiner Heimat, in der die Beschäftigung mit dem eigenen Äußeren schon keinen Zeitvertreib mehr, sondern beinahe einen Zwang darstellt - so allgegenwärtig wie sie, von jeder Seite aus gefördert, mittlerweile ist. Und offenbar genügt nicht einmal ein zwölf Stunden Flug, um diesem allgemeinen Schönheitskult zu entfliehen.
Erstaunlich, wie wenig sich das thailändische Verständnis von Schönheit dann auch noch von dem hiesigen unterscheidet. Fährt man mit dem Skytrain durch Bangkok, sitzen einem akkurat und sorgfältig geschminkte junge Frauen gegenüber: Die Haut hell gepudert, in den Augen farbige Kontaktlinsen, manchmal mit Vergrößerungseffekt, und verziert mit einem, so scheint es, ausgeklügelten Lidschatten-Arrangement, das vermutlich den Anschein einer Lidfalte erwecken soll. Das eigentümlich Asiatische wird mit Schminke und anderen Mittelchen bestmöglich überpinselt. In den Supermärkten tummeln sich Whitening Creams, aufhellende Haarfarbe und Geräte, deren mögliche Funktion sich meiner Vorstellungskraft völlig entzog. Neben ihnen reihen sich Magazine mit hübschen Mädchen auf dem Cover - modern, europäisch, attraktiv, weil: ultrageschminkt. Es ist die gleiche Art hübscher Mädchen, die einem in TV-Soaps und Werbespots zart entgegen schmunzelt. Oft begegnen ihre perfekten Gesichter sogar denen ihrer gewöhnlichen Jüngerinnen aus dem Skytrain; nämlich dann, wenn nur wenige Zentimeter über den Köpfen der Bahnfahrenden auf einem Bildschirm die Clips ihrer schönen Vorbilder in einer Dauerschleife ausgestrahlt werden. Direkter und anschaulicher kann der Zusammenhang von Werbung und Alltag wahrscheinlich auch nicht mehr dargestellt werden, als in solch einem Moment.
Falls es also überhaupt einen Unterschied zu unserem Umgang mit Schönheit gibt, dann den, dass unsere Affinität zu eifrigen Verbesserungsarbeiten an der eigenen Fassade noch getoppt wird.
Umso mehr habe ich mich dann gefreut, als wir in Chiang Mai, wo gerade das Flower Festival stattfand, in den Trubel einer Tanzshow gerieten. Die Teilnehmerinnen trugen traditionelle Kostüme, sie bewegten sich graziös und tanzten anmutig und stolz im Stile der alten, thailändischen Kultur. Auch sie waren geschminkt bis zum Äußersten, aber eben in einem anderen Kontext. Und in einer Art Fusion von neuer und von alter Schönheit in Thailand.






15/05/15 THE OWNER

...of one of a million eating houses in Bangkok

12/05/15 RÜCKBLICK

In meiner Erinnerung ist Thailand bunt. Es ist unbändig, reißend, laut, gesüßt und verschroben, mild und aggressiv, offen, verschlossen, undurchschaubar und aufdringlich, beschämt, reizend und stolz. Es riecht nach Essen und Verbranntem, süßlich faulig, beißend, ranzig, würzig oder alles auf einmal. Tumult, überall, Frauen schreien, Männer schreien, alles immer zweimal, die Straßen und Autobahnen sind gesäumt von Ständen, Plastikhockern, Wellblechhütten und Werkstätten, Feuer und Rauch am Wegesrand. Manchmal massiv dröhnende Durchsagen, Hymnen oder Gesänge, die über Lautsprecher durch die Straßen hallen und kurzweilig das ganze Land mit ihrem Insistieren auszufüllen scheinen. Vor den Tempeln scharen sich Opfergaben, niedlich bis absurd, Getränkpäckchen mit eingesteckten Strohhalmen, Körbe voll Eier, Räucherstäbchen, Blumengehänge, Minisandwiches und Obstteller.

Das Thailand, das sich noch nicht vollends dem Tourismus verschrieben hat, ist für mich vor allem Eines: Lebendig und vielschichtig, sodass es einen völlig übermannt. Und dass man sich selbst auf einmal so durchblutet, so wach fühlt in dem Chaos all der Geräusche, Stimmen, Straßenmomente und Gerüche. Dieses wilde, lebhafte, muntere Treiben, das anscheinend überall herrscht, ist fantastisch - man fühlt sich wie in einem bunten Strudel, alles schwirrt um einen herum, umtänzelt einen, aus allen Richtungen hüpfen einem wie Springkraut neue Eindrücke und lächelnde, plappernde, schreiende Gesichter entgegen; man selbst scheint sich nur so zu drehen, um die eigene Achse, immer wieder, wie das Zentrum, um das sich alles so erquickend und laut tummelt - dabei ist man nur eine kleine, starrende Ameise in einem geschäftigen, riesigen Haufen, die bloß an einer von 1000 möglichen Stellen angehalten hat, um nicht unterzugehen. Obwohl auch das nicht schlimm ist, sondern schön - sich einfach zu verlieren und mitzuschwimmen im rauschenden thailändischen Alltagstaumel.

09/05/15 TRAVELLING THAILAND



sehr früh morgens am Bahnhof in Suratthani